Als ich vor einigen Monaten das erste mal Cloud-Computing [1] so richtig kennengelernt habe, war ich richtig begeistert. Mit wenig Entwicklungsarbeit konnte ich die großen Vorteile von Cloud-Computing testen. Doch schon nach kurzer Zeit wurde meine Vorfreude durch den Ausfall der Live ID Anmeldung getrübt, ich kam nicht mehr an meine Daten ran. Einer der Hauptgründe für Cloud-Computing war damit für mich schon verschwunden.
Nach wie vor stehe ich Cloud-Computing sehr kritisch gegenüber. Wer stellt sicher, dass meine Daten nicht verloren gehen? Wer ist für Ausfälle verantwortlich? Wie sieht es mit rechtlichen Fragen aus?
Alle meine Fragen geraten in den Hintergrund, wenn ich mir die folgende Liste der Cloud-Computing Ausfälle anschaue:
- 12. Oktober 2009 - T-Mobile Sidekick / Microsoft / Danger [2] Ausfall [3]: Kontakte, Kalendereinträge, Fotos und andere Daten der T-Mobile Sidekick Benutzer verschinden im Nirwana, Datensicherungen gibt es nicht oder sind von der gleichen Server-Infrastruktur betroffen. Sidekick Benutzern wird geraten, ihr Handyakku immer aufgeladen zu halten, um wenigstens die Daten auf dem Handy nicht zu verlieren. Danger, ein Einkauf von Microsoft [4] im Jahre 2008, hat zwar 10 Jahre Erfahrung mit mobilen Endgeräten mitgebracht, wohl aber nicht genügend Know-how im Server Geschäft. Hoffen wir, dass nicht Windows Azure im Hintergrund gearbeitet hat.
- 24. September 2009: Googles E-Maildienst [5] ist für mehrere Stunden nicht erreichbar [6], die Welt regt sich auf. Gerade Google hat immer den Eindruck erweckt, Cloud-Computing verstanden zu haben, und weltweit eine wohl fast 100%-ige Verfügbarkeit zu erreichen. Kurz davor waren auch andere Dienste wie die Google Suche, Google Nachrichten und Google Apps von Ausfällen betroffen. Über die genauen Gründe kommt nicht viel ans Licht. Um so erfreulicher ist es aber, dass Google für Google Apps eine Seite einrichtet, auf der der Status der einzelnen Dienste [7] zu finden ist.
- Ende August 2009 ist auch twitter [8] vor einem Ausfall nicht mehr sicher. Mehrere Benutzer klagen über ständige Probleme mit dem Kurznachrichtendienst. Oft fängt es erst harmlos an, Bilder oder CSS werden nicht mehr übertragen; doch schon kurze Zeit später heißt es für viele Benutzer: twitter currently down for maintenance. Auch twitter hat inzwischen eine Statusseite [9].
- Auch eBay’s Onlinebezahlungsdienst PayPal [10] muss dran glauben, Anfang August 2009 bestätigt PayPal auf deren Entwicklerseiten, dass Bezahlungen über deren API derzeit nicht abgewickelt werden [11] können. PayPal hat im Developer Portal ebenfalls eine Statusseite eingerichtet [12].
- Windows Azure [13] hatte ich eingangs erwähnt. Während Routinearbeiten (Betriebssystem Upgrades) bricht die Netzwerkperformance ein [14]. Enttäuschend dabei ist, dass es knapp 24 Stunden dauert, bis Microsoft die Probleme wieder in den Griff bekommen hat. Wer abergläubisch ist, für den ist der 13. März, ein Freitag, der Grund gewesen. Bei Windows Azure muss man aber dazu sagen, dass dies noch eine Vorabversion ist. Kurz davor ist auch der Hotmail [15] E-Maildienst nicht erreichbar [16].
- Um noch einen der großen Anbieter zu erwähnen: Amazon S3 [17] hat Anfang 2008 die ersten Probleme mit Cloud-Computing, ist aber auf dem Markt einer der ersten großen Anbieter überhaupt. Zu viele Anmeldeversuche zwingen die Server in die Knie. Ähnlich dem Google Apps Status Dashboard hat auch Amazon eine schöne Statusübersicht der eigenen Dienste [18].
- Update 1: auch Facebook [19] hatte in den letzten Monaten Probleme mit ihrem System. Gerade [20] in den letzten Tagen konnten sich wohl wieder viele Benutzer nicht anmelden.
Das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie [21] (SIT) präsentiert diese Woche auf der IT-SA in Nürnberg die Ergebnisse einer Studie zur Sicherheit von Cloud-Computing [22]. Da bin ich ja mal gespannt...